Geschichte
In dem bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts den Freiherren von Berlichingen gehörenden Ort Olnhausen lebten jüdische Bürger bis 1942. Ihre Wurzeln reichen in die Zeit des 17. Jahrhunderts (Dreißigjähriger Krieg 1618 – 1648) zurück.Erstmals werden 1654 jüdische Einwohner am Ort genannt. Die höchste Einwohnerzahl wird um 1829 und wieder 1849 mit 158 Personen erreicht. Die jüdische Gemeinde wurde 1832 dem Rabbinat Berlichingen zugeteilt, später dem Rabbinat Mergentheim und schließlich dem Rabbinat Heilbronn.
Die jüdischen Familien lebten vom Handel, insbesondere mit Vieh. Um 1933 gehörten jüdischen Eigentümern noch 2 Viehhandlungen, ein Textilhandel, eine Gemischtwarenhandlung, zwei Gastwirtschaften, eine Bäckerei und eine Metzgerei.
1726 wird ein erster "Judenschulmeister" verpflichtet, folglich war damals wohl ein Betsaal im Ort vorhanden. 1732 wird ein solcher in einem Privathaus genannt. 1736/37 erstellte die Herrschaft von Berlichingen eine neue Synagoge "gegen Schultheiß Kolben hinüber gelegen". Es handelte sich um einen Betsaal in einem auf Kosten der Herrschaft errichteten Judenhaus, in dem auch bis zu vier jüdische Familien Wohnung fanden.
Für die Synagoge erhielt die Herrschaft jährlich vier Gulden Miete. Eine neue Synagoge wurde 1772/73 erbaut, für die Olnhäuser Bürger Handfrondienste leisteten. Das Bauholz und die Ziegel kamen aus Jagsthausen, Backsteine aus Widdern, Sandsteine aus Ohrnberg. Für die neue Synagoge bezahlte die jüdische Gemeinde jährlich 6 Gulden Konzessionsgeld.
Ende der 1870er-Jahre war die Synagoge durch "Ausweichen der Umfassungsmauern" derart baufällig geworden, dass das Oberamt dem isrealitischen Vorsteheramt am 06. Juni 1879 die Auflage machte, die Synagoge möglichst bald zu renovieren. Dies war für die damals aus 18 Familien bzw. 116 Mitgliedern bestehende Gemeinde (1900: 95 Personen), in der etliche Familien in sehr armen Verhältnissen lebten, ein fast unmögliches Unterfangen und man zögerte die Renovierung so lange wie möglich hinaus.
1881 wurde nach Plänen des Neckarsulmer Amtsbaumeisters Lell mit dem Neubau einer Synagoge begonnen, der etwa 5.000 Gulden kostete. Ein bescheidener Staatsbeitrag von 300 Gulden verringerte die Schuldaufnahme etwas; der Neubau (Inneneinrichtung: sieben neue Sitzbänke für die Männer mit knapp 50 Sitzplätzen, Kinderstühle sowie Bänke auf der Frauenempore) wurde im Laufe des Sommers 1881 durchgeführt. Den Türsturz des alten Synagogeneingangs verwendete man auch im Neubau, so dass sich über dem Eingang weiterhin die Jahreszahl 1772 sowie als hebräische Portalinschrift ein Zitat aus Psalm 118,19 und das Berlichingensche Wappen befanden.
Seit 1900 verschwanden nach und nach die jüdischen Gasthäuser und die wenigen jüdischen Handwerksbetriebe. Bis 1910 bestand noch eine rituelle Bäckerei, eine koschere Metzgerei verbunden mit einer Viehhandlung.Ende der 1920er-Jahre war die jüdische Gemeinde in Olnhausen durch Wegzug bereits sehr klein geworden und bestand nur noch aus sieben Familien und einigen alleinstehenden Personen. Gottesdienste in der Synagoge wurden jedoch noch gefeiert, es lies aber die Frage aufkommen, wie lange dies noch aufrecht erhalten werden konnte: "Mit bangem Herzen sieht man der Verwaisung dieses schönen Gotteshauses entgegen, wenn nicht wieder ein Zuzug von außer erfolgt..." (1928). Am 19. September 1931 wurde in schlichter Weise der Einweihung der Synagoge vor 50 Jahren gedacht.
Jüdische Einwohner waren vor 1933 Mitglieder der örtlichen Vereine und gehörten auch dem Gemeinderat an. Der Antisemitismus fand wenig Resonanz, jüdische und christliche Bürger lebten freundschaftlich zusammen und noch in den ersten Jahres des Zweiten Weltkrieges versorgten christliche Bürger heimlich ihre jüdischen Nachbarn mit Lebensmitteln, andererseits rettete ein Jude das Vieh aus dem brennenden Stall eines Bauern, ein bemerkenswerter Fall von Nachbarschaftshilfe aus der Zeit nach der Kristallnacht. Beim Novemberpogrom ("Reichskristallnacht vom 09./10.11.1938") wurde die Inneneinrichtung durch auswärtige Nationalsozialisten zerschlagen. Bis 1972 diente das Gebäude als Lager und Scheune, bis es abgerissen wurde, um dem Standort einer kleinen Sparkassenfiliale Platz zu machen (Standort: Rathausstraße 42). 2005 wich diese Filiale einem Wohnhaus. Aufgrund der Judenverfolgungen und –ermordungen in der Zeit des Dritten Reiches kamen von den 1933 in Olnhausen wohnhaften 26 jüdischen Bürgern mindestens 13 in Konzentrationslagern ums Leben.
Schon seit einigen Jahren fand zwischen der Evangelischen Kirchengemeinde und der Gemeindeverwaltung ein Gedankenaustausch statt, wie man der jüdischen Geschichte unseres Teilortes sowie des tragischen Schicksals dieser 13 Opfer gedenken könnte. Die Gemeindeverwaltung hat dann bei dieser Frage geschichtlicher Tragweite zwei Fachleute, Herrn Studiendirektior und Gemeinderat Heinrich Kühner sowie Herrn Markus Müller M.A, zu Rate gezogen. Gemeinsam mit der Gemeindeverwaltung kam man dann zu dem Ergebnis, am ehemaligen Standort der Synagoge, beim heutigen Feuerwehrgerätehaus Olnhausen, eine Gedenktafel anzubringen.
Diese Gedenktafel fiel schlicht und unspektakulär aus und strahlt dennoch Würde aus: "Hier stand die Synagoge der jüdischen Gemeinde Olnhausen, die im November 1938 entweiht und verwüstet wurde. Zum Gedenken an die jüdischen Einwohner, zur Erinnerung an das Leid, das ihnen angetan wurde, zur Mahnung an die Nachgeborenen. Gemeinde Jagsthausen." Die jüdische Gedenktafel wurde am 09.11.2007 enthüllt.